Nachbau 4-rädrige Handdruckspritze
Nachbau 4-rädrige Handdruckspritze
Auszug aus der Seminarfacharbeit von M. Rogsch und E. Taubert (2003-2004) mit dem Thema
"75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Reichenbach - Eine Chronik unter Beachtung gesellschaftlicher Einflüsse auf die Struktur der Wehr"
1826–1900: Reichenbach gehörte zum Herzogtum Sachsen-Altenburg. Der Ort hatte eine Pflichtfeuerwehr, in der jeder unbescholtene männliche Einwohner zwischen 18 und 50 Jahren für 10 Jahre zur Brandbekämpfung verpflichtet war.
1876-1883: Die technischen Hilfsmittel waren gegenüber unserer heutigen modernen Zeit noch sehr spärlich. Wie aus einer „Kontrolle der Feuerlöschtechnik und Gerät” der Gemeinde aus den Jahren 1876 und 1883 hervorgeht, besaß die Wehr eine einfache Feuerspritze, 60 Schläuche, 5 Feuerleitern, 2 Feuerhaken und 10 Feuereimer.
1893: Einführung des „Rottensystems“ – jedes Haus stellte bei Bränden oder Spritzenproben einen Mann.
1908: Im Januar wurde eine Handdruckspritze der Firma Otto Lucke angeschafft. Diese war noch bis 1951 in Verwendung.
1913/1914: Diskussionen über die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr, die jedoch aufgrund finanzieller und organisatorischer Bedenken abgelehnt wurde.
1926: Kritische Berichterstattung über die Pflichtfeuerwehr, die erneut Diskussionen über die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr anstießen.
1928: In einer Gemeinderatssitzung am 20. Dezember wurde schließlich die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach beschlossen.
1928–1935: Die Wehr bestand aus 16 Mitgliedern, wobei Hermann Rosenkranz als Ortsbrandmeister fungierte. Die persönliche Ausrüstung war zunächst spärlich.
1935–1937: Der Ortsbrandmeister Willy Schütze kämpfte mit einer schwindenden Mitgliederzahl und versuchte, die Wehr durch verschiedene Maßnahmen (z. B. Zwangsbeiträge und Zwangsmitgliedschaften) zu stabilisieren. 1937 wurde die Wehr ins Vereinsregister eingetragen und als eingetragener Verein geführt.
1939: Der Zweite Weltkrieg begann. Trotz der Kriegszeit wuchs die Mitgliederzahl der Wehr auf 40, jedoch bestand die Mannschaft überwiegend aus älteren Männern und Frauen. Die Feuerwehren wurden zunehmend in die Kriegsorganisation integriert und mussten auch die „Dritte Durchführungsverordnung“ erfüllen, die unter anderem die Vereidigung auf Hitler und die Ausgrenzung von Juden aus der Feuerwehr beinhaltete.
1943: Die Wehr wurde aufgrund der Gleichschaltung im Rahmen der nationalsozialistischen Politik aufgelöst.
1945: Am Ende des Krieges war die Freiwillige Feuerwehr in Reichenbach stark geschwächt und bestand nur noch aus 10 Mann. Es gab große Mängel bei der Ausrüstung und den Gerätschaften.
Die Freiwillige Feuerwehr Reichenbach hatte in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs viele Höhen und Tiefen durchlebt, sowohl in Bezug auf die Mitgliederzahl als auch auf die Ausstattung. Die Gründung 1928 markierte den Beginn einer freiwilligen, selbständigen Feuerwehr, aber der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Politik stellten die Feuerwehr vor große Herausforderungen, bis sie 1943 offiziell aufgelöst wurde.
3.1 Gründung und Anfangsjahre nach dem Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es schwer, Männer für die Feuerwehr zu finden, da viele durch die Kriegserlebnisse abgeschreckt waren.
Willy Schütze konnte die Feuerwehr jedoch 1948 mit Unterstützung des Kreises Stadtroda wieder aufbauen, obwohl nur vier Männer bereit waren, einzutreten.
1949, nach der Gründung der DDR, bestand die Feuerwehr aus 12-15 Kameraden, hauptsächlich junge Männer im Alter von 18-20 Jahren.
3.2 Technische Unterstützung und Probleme mit der Ausbildung (1950er Jahre)
1952 erhielt die Wehr eine neue Motorspritze (TS8) und andere Ausstattungen vom Staat.
Die Ausbildung war anfangs oberflächlich und nicht sehr effektiv.
1958 erfolgte eine Neubesetzung der Wehrleitung, was zu einer besseren Organisation und stärkeren Kameradschaft führte.
3.3 Erfolgreiche Jahre und Fortschritte (1960er Jahre)
Die Wehr wuchs auf 29 Kameraden und nahm regelmäßig an Wettkämpfen teil, dabei oft mit guten Ergebnissen.
1961 erhielt die Wehr einen Mannschaftswagen und 1962 ein neues Löschfahrzeug.
Der Bau eines neuen Gerätehauses wurde 1963 abgeschlossen.
Es wurde eine regelmäßige Kontrolle der Haushalte auf Brandgefahren durchgeführt.
3.4 Zusammenhalt und Gemeindearbeit
Ein starkes Teamgefühl und eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde führten zu regelmäßigen Kameradschaftsabenden und gemeinsamen Aktivitäten wie der Pflege eines Waldabschnitts zur Brandverhütung.
Die Feuerwehr unterstützte die Gemeinde bei vielen Aufgaben, z. B. bei der Ernte oder der Mitgestaltung von Festen.
3.5 Weitere Entwicklungen (1970er-1980er Jahre)
1967 Gründung eines „Aktiv junger Brandschutzhelfer“
1975 entstand für kurze Zeit eine aktive Frauenbrandschutzgruppe.
Wilfried Hädrich, der von 1958 bis 1976 die Wehr leitete, wurde als „bester Wehrleiter des Kreises Stadtroda“ ausgezeichnet.
Nach seinem Tod übernahm Bernd Undeutsch die Leitung.
Die Wehr hatte in den 1980er Jahren eine stabile Mannschaftsstärke von etwa 40-44 Kameraden, darunter auch Frauen.
3.6 Fahrzeug- und Ausstattungsmodernisierung
1988 erhielt die Feuerwehr ein neues Dienstfahrzeug (Robur LKW LF8) mit Schlauchtransportanhänger.
Die Feuerwehr Reichenbach erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg einen deutlichen Aufschwung. Durch staatliche Unterstützung, regelmäßige Aus- und Weiterbildung, starke Kameradschaft und ein gutes Verhältnis zur Gemeinde konnte sie sich als eine der besten und zuverlässigsten Wehren im Kreis etablieren.
4.1 Wiedervereinigung und erste Herausforderungen (1990)
Der Mauerfall und die Wiedervereinigung brachten Freude und ein stärkeres Gefühl des Zusammenhalts
Bald nach der Wende traten jedoch Probleme auf, besonders eine „katastrophale Arbeitsmarktsituation“ und soziale Spannungen.
Trotz dieser Schwierigkeiten blieb die Feuerwehr ihrem humanitären Auftrag treu.
4.2 Neustrukturierung und Anpassung der Aufgaben
Nach der Wiedervereinigung musste der Brandschutz neu organisiert werden.
Das steigende Verkehrsaufkommen führte dazu, dass der Schwerpunkt der Feuerwehrarbeit zunehmend auf Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen und ähnlichem lag.
Kameraden mussten in speziellen Lehrgängen den Umgang mit neuer Technik wie Schere/Spreizer, Notstromaggregaten und Motorkettensägen erlernen.
Die Anschaffung neuer DIN-gerechter Uniformen stellte eine finanzielle Belastung dar, war aber notwendig für die Sicherheit der Kameraden.
4.3 Modernisierung der Technik (1990er Jahre)
Zum 65-jährigen Jubiläum 1993 erhielt die Feuerwehr ein neues Fahrzeug (LF16 Typ Mercedes mit Vorbaupumpe, 1600 l/min), das vom Landrat übergeben wurde.
Das Fahrzeug war für die bessere Integration in den Katastrophenschutzzug gedacht und entsprach den neuen DIN-Vorgaben.
Die Ausstattung des neuen Fahrzeugs umfasste verbesserte Geräte wie schmalere Strahlrohre, Schraubventile für eine bessere Regulierung der Wasserstrahlen und moderne Zumischer und Druckluftatmer.
Das Gerätehaus musste 1990 und später nochmals angepasst werden, um Platz für das neue Fahrzeug zu schaffen.
4.4 Weitere technische und strukturelle Modernisierungen
1996 finanzierte die Gemeinde ein KLF-Th., das Platz für moderne Geräte wie Schere/Spreizer und ein Notstromaggregat (5 kW) bot. Damit war die technische Modernisierung vorerst abgeschlossen.
1998 übergab Bernd Undeutsch das Amt des Ortsbrandmeisters an Steffen Kühnelt.
Die Freiwillige Feuerwehr Reichenbach passte sich nach der Wiedervereinigung den neuen Anforderungen an und modernisierte ihre Technik und Ausrüstung.
seit 2001 war Roland Ebert Wehrführer der Feuerwehr Reichenbach.
über die Jahre fand eine stete Modernisierung von Technik und Persönlicher Schutzausstattung statt. Die Sicherheit der Kameraden rückte immer mehr in den Fokus. Auch die Ausbildungsmöglichkeiten auf Kreis- und Landesebene wurden ausgebaut.
hinsichtlich der technischen Ausstattung wurde das KLF TH zunehmends zu einem Fahrzeug zur technischen Hilfeleistung gemäß des eigenen Bedarfs ausgebaut. So wurde die Tragkraftspritze und der Rettungssatz (Schere/Spreizer) entfernt und ein Hochdrucklöschgerät mit 100 Litern Wasser eingebaut. Zudem erfolgte Schritt-für-Schritt die Beschaffung von Hebekissenset, Türöffnungsset, Erste-Hilfe-Ausstattung, Absperr- und Beleuchtungsmaterial. Die Lichttechnik wurde auf LED umgerüstet.
im Rahmen der Neuregelung der Funkrufnamen für Einsatzfahrzeuge in Thüringen im Jahr 2017 erfolgte daher die Einstufung des ehemaligen KLF TH zum KEF (Kleineinsatzfahrzeug)
von 2014-2019 leitete Rene Ebert als Ortsbrandmeister die Freiwillige Feuerwehr Reichenbach
seit 2019 ist Norman Fuchs Ortsbrandmeister (bzw. seit 2025 neu: Gemeindebrandmeister)
da die LF16 mittlerweile in die Jahre gekommen und insbesondere die Ersatzteilbeschaffung nicht mehr gesichert ist, kaufte die Gemeinde 2024 ein LF16/12 der Nachbargemeinde Hermsdorf
das Fahrzeug wird nun neu aufgearbeitet und an die Zwecke der Feuerwehr Reichenbach angepasst. Im Laufe des Jahres 2026 soll das Fahrzeug in den Dienst gestellt werden
Gemeinderatssitzung vom 20.12.1928 (Archiv Stadtroda, Außenstelle des LRA Eisenberg)
"Gem. Vorsteher Hädrich gibt bekannt das eine freiw. Feuerwehr gegründet worden ist und bittet um Überweisung des Betrages der Bestimmung an die freiw. Feuerwehr der im Haushaltsplan eingesetzten Summe im Kapitel "Feuerwehr". Einstimmig wurde die Überweisung beschlossen!"
Eine der ersten Spritzenproben im Juni 1929
Erste Seite der Satzung der Freiwilligen Feuerwehr vom 01.09.1936 (Th. Hauptstaatsarchiv Weimar)
Auflösung des Reichenbacher Feuerwehrvereins vom 22.03.1943 (Th. Hauptstaatsarchiv Weimar)
Mannschaftswagen 1961 (ursprünglich offener Mannschaftswagen der Polizei)
Löschfahrzeug vom Typ Robur-Frontlenker mit Schlauchtransportanhänger 1962
LKW LF8, Robur zur 75-Jahrfeier
Löschgruppenfahrzeug LF 16 mit Vorbaupumpe
Kleinlöschfahrzeug Thüringen KLF/TH / neu Kleineinsatzfahrzeug (KEF)
Fahrzeugaufstellung Ende der 90er Jahre
Gruppenfoto der Reichenbacher Feuerwehr zur 75-Jahrfeier am 29.08.2003